Warum die Stadt entwickeln?

Definiert man Gegenwart als jenen Teil der Zeitachse, auf dem wir uns relativ sicher sind, dass unser Wissen uns trägt, dann beginnt Zukunft ab dem Zeitpunkt, ab dem wir vermuten, dass unser heutiges Wissen ins Leere greift. Dieser Definition folgend, scheint die Zukunft immer näher an die Gegenwart heranzurücken. Zwar verfügen wir über so viel Wissen wie nie zuvor und dieses Wissen wird weiter exponentiell wachsen. Zugleich verlieren wir aber zunehmend die Orientierung. Jedes Jahr erschüttern neue gesellschaftspolitische Großkrisen unser gerade erst neu justiertes Koordinatensystem. Ökonomische Kräfte, ja ganze Branchen
können über Nacht durcheinandergewirbelt werden, politische Krisenherde brechen fast im Quartalstakt auf und erzeugen immer neue Herausforderungen für die Städte Europas. Nichts scheint mehr sicher.

Noch vor dreißig Jahren konnten die Akteure der Stadtentwicklung davon ausgehen, dass ihre Pläne und Programme für die eigene Generation tragfähig sein würden. Diese Gewissheit ist heute in Frage gestellt, auch in Hamburg. Werden mehr oder wieder weniger Zuwanderer in die Stadt kommen? Altert die Gesellschaft oder wird sie sich durch Zuwanderung radikal verjüngen? Wird Hamburgs Hafen in die zweite oder gar dritte Liga abrutschen, oder kommt übermorgen eine neue geopolitische Konstellation, die einen erneuten Boom anfacht? Wird das Europa des freien Handels Bestand haben, oder muss sich Hamburg in einem neuen ökonomischen Gefüge anders verorten? Solche und andere Fragen haben sich in Phasen großer Veränderung immer gestellt. Neu ist, dass der Zeitpunkt, an dem die Veränderungen kommen könnten, nah ans Heute herangerückt sind. Die relativ statische politischökonomische
Tektonik des mittleren 20. Jahrhunderts ist nachhaltig ins Rutschen gekommen.

Hamburg wird in den nächsten 20 Jahren mit Sicherheit vor neue Herausforderungen gestellt. Die Digitalisierung der Ökonomie, aber auch der Hardware der Stadt wird neue Formen der städtischen Infrastrukturen hervorbringen, neue Geschäftsmodelle und Branchen – aber auch eine neue Dimension von „Big Data“, die von vielen bereits als das Öl des 21. Jahrhunderts beschrieben wird. Wem wird dieser Rohstoff gehören? Den Bürgern? Den Unternehmen, die helfen, die Stadt zu „smartisieren“? Zugleich wird sich Hamburgs ökonomische Basis erneuern müssen. Der Hafen wird hoffentlich weiter wichtig bleiben, es braucht aber starke zusätzliche Standbeine – Wissenschaft, Life Sciences, Nanotechnologie. Kann Hamburg hier seinen Rückstand gegenüber anderen Metropolregionen aufholen? Denn eine Garantie für das Funktionieren des „Geschäftsmodells Hafenstadt“ gibt es nicht.

Ebensowenig gibt es eine Garantie für den sozialen Frieden. Ohne massives Gegensteuern wird die Schere zwischen arm und reich weiter auseinandergehen. Trotz massiven Wohnungsbaus bleiben Teile der Stadt abgehängt. Kaum eine Stadt Deutschlands ist derart sozial polarisiert wie Hamburg. Dass Polarisierung der Nährboden für Terrorismus sein kann, wurde mit den Anschlägen von Paris schmerzlich ins Gedächtnis gerufen. Bei all diesen Herausforderungen stellt sich die Frage nach der Verfasstheit der lokalen Demokratie neu. Bürger verlangen nicht mehr nur nach mehr Mitsprache. Sie wollen als „Stadtmacher“ die Dinge selbst in die Hand nehmen, die Stadt selber gestalten. Dazu braucht es Spielräume im wahrsten Sinne des Wortes – und eine Stadtpolitik, die sich als Ermöglicher versteht und nicht für sich reklamiert, den Masterplan für alle Fragen selber zu haben.

Zurück zur Startseite:

Über den Zukunftsklub

Der Zukunftsklub Altona entwirft Szenarien für das Stadtleben von morgen. Welche Zukunftsaufgaben erwarten uns – und wie können wir sie lösen? Das Ziel ist es, Impulse für die politische Diskussion zu setzen. Auf dass Altona lebenswert bleibt!

Impressum

Gemeinsam Altona Weiterdenken Der Zukunftsclub Altona entwirft Szenarien für das Stadtleben von morgen. Welche Zukunftsaufgaben erwarten uns – und wie können wir sie lösen? Das Ziel ist es, Impulse für die politische Diskussion zu setzen. Auf dass Altona lebenswert bleibt! Der Zukunftsklub ist eine Initiative der GRÜNEN Altona, offen für alle, die sich für die Zukunft der Stadt interessieren. Impressum BÜNDNIS 90/DIE GRüNEN – Altona Redaktion und V.i.S.d.P.: Kreisvorstand (Filiz Demirel) zu erreichen über: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Erzbergerstraße 19 22765 Hamburg Haftungshinweis 1. Inhalt des Onlineangebotes Der Kreisverband Altona von Bündnis 90/DIE GRÜNEN übernimmt keinerlei Gewähr für die bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche

Mehr erfahren »